Über all die Jahre, in denen wir auf den Straßen Deutschlands unterwegs waren, kamen immer wieder deutlich ältere Mitbürger mit einem Leuchten in ihren Augen auf uns zu und erzählten uns kleine Anekdoten aus ihrer Kindheit über Stelzenläufer, die genau so aussahen wie wir.

Sehr bald merkten wir, daß es sich da um eine alte Werbekampagne handeln mußte, denn diese Geschichten wurden uns in verschiedenen Städten erzählt, aber mit wiederkehrenden Motiven. Es war sogar eine sehr wirksame Kampagne, denn die Menschen erinnern sich noch bis heute, für welches Produkt geworben wurde und sie erinnern sich sogar noch an den Produktnamen:


Schuhcreme von NIGRIN


Wir recherchierten und fanden einige Puzzleteile zur Geschichte des "Nigrin-Manns":


"Lebensbilder des

Joachim A.
geboren August 1928

Manchmal konnte ich auch den Stelzenmann beobachten.

Ein mit schwarzem Frack und Zylinder angezogener Mann, der auf der Kesselsdorfer Straße für "Nigrin" Reklame laufen musste und sich in der Herbertstraße eine Zigarettenpause gönnte. Das war ja auch bestimmt nicht leicht, den ganzen Tag auf Stelzen herum zu laufen. Da hatte er sich ein Zaunpodest ausgesucht, wo er in seiner Höhe gut sitzen konnte. Sofort war er dann jedes Mal von einer Horte Kinder umringt, denen er kleine Folieplättchen in Form des Nigrin-Mannes schenkte. Diese wurden auf die Hand gelegt und angehaucht und ringelten sich dadurch zusammen."

Quelle: http://www.uwe-aloe.de/Archiv/Geschichten/Lebensbilder__1_/lebensbilder__1_.html (link aktuell verwaist)

1900: Als Werbung noch Reklame hieß

Produkte mit dem Namen Nigrin stehen auch heute noch im Ladenregal. Erfunden wurde dieser Markennamen von der Göppinger Firma Dr. Carl Gentner, die auf dem Areal des heutigen Schleckerlands chemisch-technische Artikel herstellte. Ein wichtiges Firmenerzeugnis war schwarze Schuhwichse, die mit dem markanten Namen Nigrin – abgeleitet vom lateinischen nigror = Schwärze – der Kundschaft offeriert wurde.

Dr. Carl Gentner hatte früher als andere auf ein unverwechselbares Firmenbild und auf gute Reklame gesetzt. Der allseits bekannte und überdies als Glücksbringer geltende schwarze Mann, der Schornsteinfeger, wurde zum Sinnbild der Fabrikmarke. Sein Bild wurde auf der Schuhcremedose ebenso verbreitet wie auf Anzeigen, Emailplakaten, Reklamemarken und Sammelpostkarten. Als übergroßer Stelzenmann machte der Schornsteinfeger im Stadtbild auf sich und natürlich auf Nigrin aufmerksam.

Die Firma Gentner hatte aber nicht nur für ihre schwarze Schuhcreme einen einprägsamen Namen gefunden bzw. erfunden. Ideen fehlten auch nicht, als sich das Sortiment deutlich erweiterte: So erhielt das Hartbohnerwachs den Namen Roberin, der Metallputz hieß Gentol, die Putzpomade Pascha, die Ofenpolitur Kosak und das weiße Seifenpulver Schneekönig.

Quelle: http://www.goeppingen.de/servlet/PB/menu/1101628_pcontent_l1/navigate1106727939812.html


Eine große Attraktion - vornehmlich für uns Kinder - war immer der riesige Nigrin-Mann auf seinen hohen Stelzen. Nigrin und Erdal, das waren die beiden bedeutendsten Schuhcrememarken dieser Zeit. Den Konkurrenzkampf gewann schließlich Erdal, deren Markenzeichen der rote Frosch war, während Nigrin vom Markt verschwand. Ausgerechnet Nigrin, deren Symbol der schwarze Stelzenmann mit weiter Zimmermannshose und Zylinder war, und der uns soviel Spaß machte, den wir bei seinen Reklame-Siebenmeilenschritten umringten und folgten. Zu unserem Kummer verschwand er mit der Zeit und versank im Dunkel der Vergangenheit.

Wolfram Lindner

Quelle: http://www.burgstaedt.de/burgstaedtdok/dok/heimatbl_2007_Ia_d.pdf (link offenbar verwaist)


zwei bis dreimal im Jahr kam der „Nigrin-Mann“ ins Dorf auf den Schulhof.

Er ging auf Stelzen und war schwarz gekleidet wie ein Kaminfeger. Er schwenkte seinen Zylinderhut zur Begrüssung. Nun liefen alle Kinder schnell heim und holten alle aufzutreibenden, leeren „Schuhwichse-Schächtelchen“.

Quelle: http://www.biofranz.de/html/schulzeit.html


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